Sommerliche Grüße aus dem Altvatergebirge! Wir sind heute in Jeseník gelandet – einst Freiwaldau genannt, bevor es 1947 offiziell einen neuen Namen bekam. Klingt romantisch, oder? Aber keine Sorge, der Berg ruft hier genauso laut wie früher!
Heute Morgen um Punkt 9:00 Uhr (Motorradzeit, also plus/minus ein Kaffee) sind wir in Žilina, Slowakei, gestartet. Die Nacht hatte uns noch mit einem ordentlichen Regenguss verabschiedet – zum Glück! Die Wolken waren damit weggefegt, und was blieb, war ein trockener, fantastischer Sommertag. Schon beim Losfahren zeigte das Thermometer 23 Grad. Perfekte Motorrad-Temperatur, wie wir finden!
Wir haben Žilina Richtung Nordwesten verlassen – Tschechien, das achte und letzte Land unserer Reise, wartete auf uns. Aber statt uns über langweilige Hauptstraßen zu quälen, haben wir die Abzweigung ins Paradies gewählt: herrliche Nebenstraßen durch wilde Täler, dichte Wälder und stille Höhenzüge.
Die Westkarpaten grüßten uns noch ein letztes Mal, bevor wir uns durch die Grenzwälder ins Altvatergebirge schlängelten.
Am Makov-Pass überquerten wir die Grenze zur Tschechischen Republik – stilecht am Denkmal der ersten tschechischen Partisanenbrigade von 1944. Mitten im Wald, zwischen Vogelgezwitscher und Motorradgeknatter, haben wir natürlich kurz angehalten und ein Selfie geschossen. (Die Helme waren dabei, wie immer, äußerst fotogen.)
Tschechien begrüßte uns mit noch mehr Wald, noch mehr Kurven und – Gott sei Dank – immer noch null Verkehr. Manchmal hatten wir das Gefühl, wir fahren durch einen grünen Tunnel aus Laub. Der Fahrtwind war warm, die Straße trocken, das Grinsen unter dem Helm wurde breiter. Ganz ehrlich: Das war der schönste Motorradtag dieser Reise!
Cafépausen? Mehr als verdient – auch wenn uns niemand Vanilleeis mit frischen Erdbeeren servieren wollte. Aber mit einem starken Capuccino und Blick auf die weiten Hügel Tschechiens lässt sich auch das verkraften.
In der Ferne thronte der Praděd (deutsch: Altvater) – mit 1492 Metern der höchste Gipfel des Altvatergebirges und Mährens. Der Fernsehturm dort oben wirkt ein bisschen wie aus einem Sci-Fi-Film der 70er. Hochfahren? Leider nicht erlaubt. Selbst für unsere Stahlrösser nicht. Aber der Anblick war auch von unten beeindruckend.
Wir umrundeten den Altvater östlich über sogenannte "Holzabfuhrwege" – klingt rustikal, ist aber pures Motorradabenteuer. Die dichten Fichtenwälder, der Duft von Harz, das sanfte Knarzen der Maschinen – wir fühlten uns fast wie Harvester-Piloten, nur eben mit mehr Style und weniger PS.
Und nun sind wir hier – in Jeseník. Der Abend kann kommen, der Kardan darf entspannen, und morgen geht’s weiter Richtung Riesengebirge. Ziel: Trautenau. Dort soll der Rübezahl wohnen. Ob er wohl mit uns ein Fahrbier nimmt?