Ein weiterer sonniger Tag, live und direkt aus Trautenau – der vielleicht schönsten Stadt des Riesengebirges (zumindest heute). Unser Ziel: Die Spitze der Schneekoppe.
Doch keine Sorge, wir sind ja nicht auf der Flucht – zu Fuß hochlatschen war keine Option. Unser Plan: ganz entspannt mit der Seilbahn ab Petzer (Pec pod Sněžkou) nach oben gondeln.
Gegen 10:00 Uhr rollten wir in Jeans und Pufflatschen (ein modisches Statement!) bei bereits 24°C die 20 Kilometer zur Talstation. Zügige Fahrt, gute Laune, Schweiß auf der Stirn – alles wie geplant. Tja, und dann kam der Wind.
Die Seilbahn fuhr – aber nur bis zur Mittelstation. Der letzte Abschnitt zur Schneekoppen-Spitze war wegen Windgeschwindigkeiten von über 70 km/h gesperrt. Und nein, das änderte sich auch den ganzen Tag nicht. Schade… sehr schade.
Wir blieben trotzdem über eine Stunde dort – in der Hoffnung auf ein kleines meteorologisches Wunder. Doch bis 12:00 Uhr passierte nichts. Also: Plan B.: Von Petzer nach Malá Úpa – und rein in die Brauerei!
Wir fuhren weiter nach Malá Úpa, auf stolze 1.041 Meter über dem Meeresspiegel. Direkt an der polnischen Grenze liegt dort die Brauereigaststätte der Brauerei Trautenberk – allein der Name ist ein Gedicht.
Malá Úpa (deutsch: Kleinaupa) gehört zur Region Královéhradecký kraj und liegt im Nationalpark Riesengebirge – erreichbar über den Grenzübergang Pomezní Boudy. Traumhafte Landschaft, klare Luft, und vor allem: Bier.
Ich entschied mich für die Riesengebirgsklassiker-Kombo: Kartoffelsuppe mit einem Trautenberk 11 – helles Lagerbier. Ganz im Dienst der Wissenschaft natürlich – für den PIVO-INDEX!
Das Trautenberk 11 ist ein untergäriges Lagerbier, goldgelb, mit feinem Hopfenaroma, mittlerem Körper und einem herrlich lang anhaltenden bitteren Nachgeschmack. Es wird aus drei Malzsorten im traditionellen Doppelmaischeverfahren gebraut und dreifach gehopft. Das Ergebnis: ein dichter, weißer Schaum und eine sensationelle Trinkbarkeit.
Mein Fazit: Eiskalt, extrem lecker, klare Empfehlung! Preis: 56 CZK – also gerade mal 2,26 €. Das passt.
Daniel vs. Kuddelsuppe – ein kulinarischer Kurzkrimi.
Daniel hingegen wählte mutig die Riesengebirgsspezialität Kuddelsuppe. Halb gegessen, zufrieden geschlürft, dann kam die Frage der Fragen:
„Sag mal... was sind eigentlich Kuddeln?“
Google antwortete. Daniel erblasste.
Kuddelsuppe, so erfuhr er, ist eine traditionelle Suppe mit Kutteln – das ist Pansen. Also: Magen. Vom Rind. In Streifen. Gekocht. Mit Gemüse.
Daniel legte den Löffel nieder, den Rest der Suppe bei Seite – und orderte schnell eine Kartoffelsuppe als kulinarische Nothilfe.
Er sagte nichts mehr. Aber sein Gesicht sprach Bände.
Fazit: Daniel hatte heute zweimal Kuddelsuppe – zum ersten und zum letzten Mal.
Zurück nach Trautenau – mit Zwischenstopp fürs Seelenheil. Auf dem Rückweg stoppten wir noch bei einem kleinen tschechischen Eiscafé. Ein Eisbecher für die Seele – besonders für Daniels.
Bei Vanilleeis, Sahne und Krokant führten wir hochphilosophische Gespräche über die deutsche Politik. Besonders begeistert zeigten wir uns von der diplomatischen Glanzleistung der ehemaligen Außenministerin-Praktikantin und ihren ebenso brillanten Mitstreitern.
Wir diskutierten, wie man mit so viel Expertise und diplomatischem Fachwissen wohl auf den UN-Saalvorsteher-Stuhl kommt – vielleicht als Völkerballexpertin?
Als die Dame vom Nachbartisch aufstand und ging, lächelte sie uns an und sagte: „Auf Wiedersehen…“
Offenbar hat sie unser Fachgespräch sehr genossen. Oder wollte einfach nur entkommen. Wer weiß.
Am Abend werden wir noch ein bisschen durch Trautenau „kuddlen“ und die Recken schauen. Morgen geht’s weiter nach Chomutov – an die südliche Seite des Erzgebirges.