Heute melden wir uns live aus Downtown Weimar – mitten in der Altstadt dieser charmanten Kulturhochburg in Thüringen.
Zwischen Goethe-Duft, Schiller-Glanz und Bratwurst-Aroma verbringen wir den letzten Abend unserer Reise. Ja, wir haben Tränen in den Augen. Aber ob’s Wehmut ist oder die Mücken – das bleibt offen.
Los ging’s heute früh um 8:30 Uhr in Chomutov bei romantischen 15°C und dramatischer Wolkendecke. Gleich hinter dem Ortsschild legte das südliche Erzgebirge los – Serpentinen, Wälder, Postkartenlandschaften. Malerisch! Also wenn man auf grün, kurvig und gelegentliche Schlaglöcher steht – was wir ja offenbar tun.
An der Grenze zu Sachsen dann kurz Spannung: Bundespolizei! Kontrollblick! Sirene? Nö. Wir sind durchgerutscht. Wahrscheinlich sahen wir einfach viel zu harmlos aus und hatten die richtige Haarfarbe. Oder sie hatten gerade Frühstück.
Zwischenziel Nummer eins: Schloss Hoheneck in Stollberg – einst Frauengefängnis, heute Gedenkstätte. Klingt düster? Ist es auch. Hier wurden zu DDR-Zeiten politische Häftlinge untergebracht – insgesamt über 24.000 Frauen, davon rund 8.000 wegen sogenannter "politischer Vergehen". Also z. B. weil sie nicht ganz so begeistert vom Arbeiter- und Bauernstaat waren.
Wir wollten schlau sein, uns still in eine Führung reinschleichen – aber nix da! Voll! Rappelvoll! Und nein, spontane Besucher kriegen auch keine Extrawurst. Führung nur mit Vorlaufzeit von sechs Wochen. Wir hatten exakt null. Tja, zu spät geschleimt.
Dauerausstellung? Fehlanzeige.
Erkenntnis des Tages: Spontanität ist romantisch, aber völlig unbrauchbar für Gedenkstättenbesuche in Ostdeutschland.
Also weiter, leicht desillusioniert, Richtung Vogtland. Kaffee half – dank Google Translate konnten wir ihn sogar bestellen und die Gegenseite hat uns verstanden.
Nächster Halt: die Göltzschtalbrücke. Kein Schreibfehler – das Ding heißt wirklich so. Die größte Ziegelsteinbrücke der Welt! 98 Bögen, ein Viadukt wie gemalt.
Ein Selfie hier, ein Windstoß da, und dann – hungrig wie die Wölfe – ab zum goldenen M in Reichenbach. Naja. Sagen wir’s so: In Malá Úpa war es netter. Und leckerer. Und kuddeliger. Und wärmer. Und ohne Papptablett.
Jetzt aber: Weimar! Wir sitzen mitten im Altstadtleben, die Sonne lacht noch ein wenig, die Vögel zwitschern Goethes Faust (vermutlich), und das Bier schmeckt nach Kultur.
Wetterbilanz des Tages: Von 15°C bis 24°C alles dabei. Regen? Nur in homöopathischen Dosen. Dafür ordentlich Wind – perfekt für verwuschelte Frisuren und fliegende Helme. Die Strecken? Ein Traum für alle, die Kurven lieben. Also wir.
Noch ein Wort zu unseren östlichen Nachbarn: Wow.
Wir waren ernsthaft beeindruckt. Sauberkeit, Ordnung, Infrastruktur – ganz großes Kino.
Öffentliche Toiletten? Sauber. Überall. An Tankstellen sogar mit Klopapier und Seife (Deutschland, schreib mit!) und frei zugänglich.
Mülleimer? Keine Seltenheit, sondern die Regel.
Spielplätze? In Schuss, bunt, gepflegt.
Da können sich unsere Städte locker mal ’ne dicke Scheibe abschneiden. Bürgernahe Politik zahlt sich halt aus – im wahrsten Sinne des Wortes.
Morgen geht’s zurück an den Deister – der Alltag ruft schon leise durchs Smartphone.
Aber einen letzten Zwischenstopp gönnen wir uns noch: im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Kein leichter Ort, aber ein wichtiger.
Ein würdiger Abschluss für eine Reise voller Geschichte und Geschichten.