Wir sind in Chomutov gelandet – einer kleinen, charmant-unattraktiven Industriestadt südlich des Erzgebirges, mitten in der Tschechischen Republik. Wenn man auf postsozialistische Tristesse steht, könnte man fast von einem Geheimtipp sprechen.
Dabei war der gestrige Abend in Trautenau (Trutnov für die Einheimischen) noch richtig schön! Lokales Bier? Der Preis ein Traum, der Geschmack solide – unser Preis-Genuss-PIVO-Index hat gejubelt. Das Essen war – wie bisher überall in Tschechien – eine kulinarische Wucht. Und selbst der Slivovica hat uns überraschend freundlich ins Gesicht gelächelt.
Gegen 21:00 Uhr dann: Weltuntergang. Ein biblisches Gewitter fegte über das Riesengebirge, als wolle Thor persönlich noch schnell den Blinker setzen.
Heute Morgen merkten wir dann die Nachwirkungen auf unserer Fahrt gen Erzgebirge: In einem der Dörfer schoben die Landwirte den Schlamm mit Schneeschiebern (!) vom Traktor weg – mitten im Juni. Wettertechnisch also eher Kategorie „April-Reload“.
Unser Tag war, sagen wir mal… durchwachsen. Kein Café weit und breit, keine Kuddel-Suppe in Sicht – nur Regen, Sonne, Wolken. Die Temperaturen pendelten launisch zwischen 17 und 23 Grad, während wir nördlich von Prag durch Wälder, über Hügel und durch Schlaglöcher bretterten.
Doch dann kam sie – unsere Retterin des Tages: die Orlen-Tankstelle nach der Elbüberquerung. Im Nieselregen gab’s endlich Kaffee.
Und dann: DER Moment. Nach tausenden Kilometern durch Osteuropa, nach unzähligen Plakaten, Bannern und Versuchen der Verführung – jetzt war es soweit. Der Orlen-Hotdog.
Und was sollen wir sagen? Die Dinger sind… gar nicht mal schlecht. Sogar irgendwie gut. Und die Technik, wie das Würstchen in das Brötchen geschossen wird – ein eigenes Kapitel in der Geschichte der Ingenieurskunst! Fast zu schade zum Essen. Aber eben nur fast.
Kleines E-Scooter-Memo:
Während die deutschen Qualitätsmedien (dieses Mal aus dem Hause Madsack) den E-Scootern in der Neuen Presse den Totenschein ausstellen, sehen wir das ganz anders. In Warschau waren die Teile unsere emissionsfreie Wunderwaffe – klimafreundlich, wendig, und ganz im Sinne von Greta und ihrer Apokalypse-Bande.
Auch in vielen Dörfern und Kleinstädten sahen wir sie überall: Vom Grundschulkind bis zur Oma – alle flitzten auf Scootern durch die Gegend. Wo der ÖPNV eher Wunsch als Wirklichkeit ist, sind E-Scooter eine echte Alternative. Das sage ich nicht nur als selbst überzeugter Scooter-Nutzer, sondern auch als Mensch mit funktionierendem Gleichgewichtssinn und Freude an 25 km/h auf Kopfsteinpflaster.
Morgen geht’s weiter!
Über Schloss Hoheneck düsen wir ins Erzgebirge Richtung Weimar. Endlich wieder deutsches Bier, deutsche Preise und deutsche Schlaglöcher! Wir freuen uns schon, mal wieder richtig einen rauszuhauen – natürlich stilvoll, mit Helm.
Übrigens: Sachsen wird unser letztes europäische Land auf dieser herrlich verrückten Osteuropa-Tour sein. Ob wir es mit einem weinenden oder einem lallenden Auge verlassen – das entscheidet der Hopfengehalt.