Hitze, Störche und Strategen – Abenteuer an der Grenze zu Kaliningrad

Während Wladimir ums Eck in der Baltischen See fleißig Seemann spielt und seine Flotte durchs Wasser planschen lässt, schwitzen wir uns an der polnisch-russischen Grenze die Kombis nass. Hoffentlich bleibt's nur heiß im Wetterbericht und nicht im geopolitischen Sinne – wir sind schließlich wegen der Natur hier und nicht wegen NATO-Flashbacks.

Gestern Abend haben wir uns in Vilnius kulinarisch verwöhnen lassen. In einem typisch litauischen Restaurant mitten in der Altstadt saßen wir ganz zivilisiert „outside“ (also draußen!) und gönnten uns regionale Spezialitäten. Besonders die Kartoffelpuffer – oder wie der Litauer sagt: „bulviniai blynai“ – waren ein Gedicht. Knusprig, lecker, und mit genug Kalorien, um einen Kleinwagen anzutreiben.

Aufgefallen sind uns auch die vielen E-Scooter, sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande. Nicht nur in Ditterke sind diese Teifflieger ein beliebtes Fortbewegeungsmittel im Jahre 2025. 

Vilnius war wirklich schön. Klein, charmant, geschichtsträchtig – aber im Vergleich der drei baltischen Hauptstädte hat Riga bei uns den stärksten Eindruck hinterlassen. Tallinn war auch schick, aber Riga hatte irgendwie mehr... Swag. Aber wie sagt man so schön: You never get a second chance for a first impression. In allen drei Städten fühlten wir uns jedenfalls pudelwohl – und sicherer als an manchen deutschen Bahnhöfen nach 22 Uhr.

Heute Morgen sind wir in Vilnius aufgebrochen und haben den Nationalpark Dzūkija durchquert – eine herrliche Nebenstrecke, fast komplett für uns allein. Nur wir, die Natur, und gelegentlich ein Mopedfahrer mit verlorenem Navi. Die Straße war top – so glatt, dass man sich fast auf den Asphalt legen wollte. Deutsche Behörden könnten sich hier eine Scheibe (oder gleich eine ganze Fahrbahn) abschneiden.

Unsere treuen Zweiräder schnurrten mit weniger als 5 Litern pro 100 Kilometer durch die Landschaft – Sparsamkeit auf zwei Rädern! Noch einmal vollgetankt für 1,32 €/Liter direkt vor der Grenze, da freut sich das Portemonnaie.

Dann ging's weiter durch die masurischen Wälder – ein kleines Stück Ostpreußen, wo einem der historische Staub der Jahrhunderte direkt ins Visier fliegt.

Und die Störche! Überall Störche! Manche standen mitten auf der Straße, als wollten sie per Anhalter mitfahren. Daniel hatte schon Angst, dass sich einer hinten auf seinen Soziussitz pflanzt und mit ihm nach Hause fliegt. Es klapperte schon ganz gewaltig…

An der Grenze zu Kaliningrad war dann plötzlich Russland zum Greifen nah – inklusive russischer Mobilfunkverbindung und ganz ohne den Umweg über ein Visum. Erstaunlich ruhig war’s hier – kein Transitverkehr, kein LKW, kein Hupen, kein Gedrängel. Fast schon zu idyllisch, wenn man bedenkt, wie strategisch wichtig dieser Ort für den großen Nachbarn im Osten ist.

Kaliningrad – ehemals Königsberg – ist heute eine russische Exklave mit einer Geschichte, die dicker ist als ein russischer Wintermantel. Militärisch wichtig, wirtschaftlich kompliziert, kulturell spannend. Bernstein gibt’s auch noch. Und für alle Historienfans mit Deutschland-Faible: ein Muss.

Ach ja, im Radio lief heute noch ein echter Kracher: CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat verkündet, dass Deutschlands Rentner zu wenig arbeiten.

Klar, die Rentner sind schuld, nicht etwa jahrzehntelange politische Fehlplanungen. Man gut, dass alle Berufspolitiker und Alimentierten so fleißig sind und selbstlos in die Sozialsysteme einzahlen.

Jetzt sind wir in Gołdap, direkt vor der russischen Grenze. Die Sonne scheint, die Mücken tanzen, und wir starten in einen hoffentlich friedlichen Abend mit kaltem Bier, gutem Essen und vielleicht wieder einem Storch als Dinnergast.

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