Heute ist Vatertag 2025, und wo sind wir? In Warschau, der pulsierenden Hauptstadt Polens!
Nachdem wir gestern beinahe im falschen Hotel eingecheckt hätten – was übrigens eine beachtliche Leistung ist, wenn man bedenkt, dass wir nur ein einziges gebucht hatten – haben wir doch noch unser richtiges Quartier gefunden: eine charmante kleine Pension mit familiärem Anschluss, einer warmherzigen "Leih-Mutti" und Interieur direkt aus den 60ern. Viel Holz, viel Häkeldeckchen, viel Herz – echtes Retro-Feeling inklusive. Es war fast wie zu Hause. Nur dass man zu Hause selten Frühstück ans Bett serviert bekommt.
Denn einen Frühstücksraum gab es nicht. Dafür klopfte unsere Leih-Mutti pünktlich am Morgen an mein Zimmer – mit einem Tablett voller frischer Leckereien, Kaffee, Käse, Aufschnitt und einem Lächeln, das sprach: „Ich versteh kein Wort, aber ich geb mein Bestes.“ Die Kommunikation lief – wie sollte es anders sein – über Google Translate. Man gewöhnt sich dran. Gestern Abend im Restaurant war’s dasselbe Spiel: Essen top, Englisch flop.
Das zieht sich übrigens durch Polen wie der berühmte rote Faden: Während man sich im Baltikum mittlerweile erstaunlich gut auf Englisch unterhalten kann, ist es hier eher Glückssache. Polnisch oder Körpersprache – das sind die Optionen. Und irgendwie klappt’s ja doch.
Unsere heutige Etappe war kurz, nur 180 Kilometer, aber mit einem schweren Zwischenstopp: Wir haben die Gedenkstätte Treblinka besucht.
Treblinka – genauer gesagt Treblinka II, das Vernichtungslager – war im Zweiten Weltkrieg Teil der „Aktion Reinhardt“ und wurde zur grausamen Endstation für mehr als 700.000, vielleicht sogar über eine Million Menschen. Vor allem Juden aus dem Generalgouvernement, darunter viele aus dem Warschauer Ghetto, wurden hier systematisch ermordet. Die Nazis tarnten das Lager perfide als „Durchgangsstation“. Ab August 1943 begann der Rückbau, im November stand hier nur noch ein Bauernhof – als makabre Tarnung.
Die Gedenkstätte ist beklemmend still. Kein Gebäude steht mehr, nur Steinblöcke erinnern an die unzähligen Orte, aus denen die Opfer kamen. Es ist ein Ort des Schmerzes – aber auch der Mahnung.
Das Wetter heute? Naja – polnisch durchwachsen. Ein paar Schauer, Temperaturen zwischen 14 und 18 Grad, aber für einen Stadtbummel in Warschau reicht’s allemal.
Jetzt sind wir also mittendrin im Getümmel der knapp zwei Millionen Einwohner. Warschau ist keine Stadt, die sich langsam anschleicht – sie kommt direkt zur Sache. Ampeln, Autos, Beton – aber auch beeindruckende Architektur, vibrierende Energie und eine Altstadt, die nach Wiederaufbau aussieht und trotzdem echtes Flair versprüht.
Und natürlich lassen wir den Vatertag nicht ohne ein zünftiges Bier ausklingen. Oder zwei. Vielleicht auch drei.
Prost auf alle Väter da draußen – und auf Warschau!
Wer noch kann, erhebe das Glas. Wer nicht mehr kann, war wenigstens engagiert. Grüsse nach Ditterke. Ich hoffe, Ihr lebt noch.