Holla, die Ostsee hat Betrieb – das hätte ich so nicht erwartet. Links tuckern Frachter vorbei, rechts rauschen Fährschiffe, und irgendwo dazwischen schleichen sich die Schattenkrieger durchs Wasser (wer oder was das ist, bleibt eurer Fantasie überlassen – wir haben sie einfach so genannt).
Gestern ging’s los: Ziel Travemünde. Trotz aller Unkenrufe der Wetterfrösche (die vermutlich alle ihren Abschluss in Schwarzmalerei gemacht haben) lief die Anfahrt erstaunlich rund. In Munster hat’s uns dann aber gleich mal schön mit der ersten kalten Husche erwischt – 7 °C. Im Mai. Echt jetzt?
Nach einer wärmenden Pause bei Nicki und Frank in Marschacht überquerten wir bei Geesthacht die Elbe. Und nein, es wurde nicht wärmer. Schleswig-Holstein präsentierte sich ebenfalls von seiner fröstelnden Seite. Bis Lübeck pendelte das Thermometer zielsicher zwischen 7 und 8 °C – ein Wetter, bei dem man am liebsten wieder zurück ins Bett kriecht. Oder in eine beheizte Garage.
Um Punkt 18:00 Uhr trafen wir meinen alten Studienkollegen Stefan zum Abendessen im „Kymata“ in Travemünde. Griechisch essen bei norddeutschem Wind – das wärmt von innen. Und war dringend nötig nach dem Tag.
Ab 20:30 Uhr hieß es dann: Check-in am Hafen. Fünf riesige Fährschiffe lagen da wie auf einer maritimen Parade, alle mit unterschiedlichen Zielen. Nach dem Check-in flüchteten wir in die Hafen-Duty-Free-Bar. Dort wurde ordentlich eingekauft – was die Skandinavier an Paletten, Pullen und Dosen rausgeschleppt haben, erinnerte mich spontan an Antalya im Hochsommer, wenn russische Touristen die Spirituosenregale leerräumen. Hier packte jeder sein Wohnmobil voll mit „Erfrischungen“, als gäb’s kein Morgen. Wohnmobile, Mofas, PKW's, LKW's und wir -das ist die Fracht. Mit dem E-Fahrrad zum Nordkap.... Da gibt es auch was von Ratiopharm.
„Fahrt ihr auch zum Nordkap?“ – diese Frage fiel gleich mehrfach. Unsere Antwort: „Nee, wir fahren heim. An den Deister.“ Die Reaktionen: irgendwo zwischen Verwirrung und Misstrauen. Einige dachten, wir wollten sie veräppeln. Mussten das dann erst mal erklären: keine große Expedition, einfach nur Urlaub, aber trotzdem mit Stil – und Mopeds.
Unsere Maschinen wurden dann auf Deck 7 fachmännisch verzurrt (Stichwort: Gurt-Akrobatik), danach bezogen wir unsere 4-Bett-Außenkabine. Endlich raus aus den klammen Klamotten! In kurzer Hose und Birkenstock hoch an die Bar auf Deck 11. Dort versammelten sich alle, die noch Durst und Adrenalin im Blut hatten – Sundowner-Time!
Kleiner Sidekick: Wenn die Finnlady beim PIVO-Index 2025 (Preis-und-Qulaität-von-Pils) mitmacht, dann landet sie mit ihren Bierpreisen ganz sicher auf dem letzten Platz. Geschmack: okay. Preis: uiuiui.
Dann trafen wir noch einen echten Erzgebirgler – ein Trucker, der zu DDR-Zeiten Eishockeyprofi bei den Eisbären war. Der hatte Geschichten auf Lager! Angela Merkel soll übrigens einen Sohn haben, den er persönlich kennt. Und er hat uns auch fein säuberlich den Unterschied zwischen Preußen und Sachsen erklärt. Ein Abend voller neuer Erkenntnisse. Und ja: Zuhören lohnt sich.
Gegen 03:00 Uhr stachen wir dann endlich in See – Helsinki, wir kommen!
Heute ist Seetag. Erste Amtshandlung: Brunch. Solide, ordentlich, nix zu meckern. Schiff? Sauber, gut in Schuss. Stimmung? Tiefenentspannt. Wir lassen die Seele baumeln – die Mopeds übrigens auch, allerdings fest verzurrt.
Morgen legen wir gegen 10:00 Uhr für drei Stunden in Helsinki an, bevor es weiter nach Tallinn geht.
Und in den nächsten Tagen berichte ich dann von unseren Erfahrungen mit Connected Drive, Carpuride, Calimoto und der MyRoute-App – Spoiler: Da gab’s auch einiges zu lachen.
Bis dahin: immer schön den Bug in den Wind halten und nicht vom Wellen-WLAN verarschen lassen. Ahoi!